Ötztaler Radmarathon - 26.8.2007

Der härteste Radmarathon Österreichs (238km - 5500hm), der Ötztaler, war am 26.8.2007 mal wieder der Schauplatz von einigen persönlichen Dramen,Tragödien und Erfolgen . Ein speedie stellte sich heuer der besonderen Herausforderung für Körper und Geist und meisterte den König der Radmarathons vor einer beeindruckenden landschaftlichen Kulisse.

Da der Start bei einer Veranstaltung diesen Ausmaßes naturgemäß sehr zeitig (06.30) angesetzt ist, war bereits um 04.30 Tagwache. Im Start/Ziel Gelände drehten sich meine Gedanken immer nur um die vier Themen Kühtai(2020m), Brenner(1374m), Jaufenpass(2099m) und Timmelsjoch(2474m). Und meine, wie sich Tage später herausstellen sollte, gebrochene große Zehe.

Ich fühlte mich sehr gut, aber anders als beim Glocknerkönig stimmte die Form diesmal wirklich. Die ca. 10.000 Höhenmeter in den französischen Alpen während der Tour sollten doch nicht umsonst gewesen sein.

Die ersten Kilometer bis Ötzerau gings in einem sehr großen Packl mit meistens 50 bis 60 km/h das Ötztal hinaus. Wie schon am Start säumten auch hier hunderte Zuschauer die Abzweigung hinauf aufs Kühtai. Zum ersten Mal Ganslhaut am ganzen Körper, wenn dir Leute am Straßenrand auf den Rücken klopfen!

Der Anstieg aufs Kühtai gestaltete sich relativ angenehm, da das Tempo auf Grund der anfangs noch hohen Radlerdichte niedrig gehalten wurde. Hier hat man auch noch Augen für den Sonnenaufgang in einer fantastischen Landschaft. Am Kühtai gabs die erste Labe, bei der die wenigen "Leeren" aufmagazinierten. Ich beschloss, vorbeizufahren um weitere Plätze gutzumachen. Ab da gings mit ca. 80 km/h zum ersten Mal resch bergab in Richtung Innsbruck. Vorbei an der Berg Isel Schanze wartete schon die Brenner Bundesstraße, die größtenteils klassisch geschmiert nach Italien führt. Hier machten sich bereits bei einigen Teilnehmern die Strapazen des Kühtai bemerkbar, was immer mehr Kleingruppen entstehen ließ. Mir gings noch sehr gut, die Zehe war bereits taub und mit einem Begleiter holte ich Gruppe um Gruppe. Auch die Abfahrt nach Sterzing war nicht fad aber nichts im Vergleich zu dem, was noch kommen sollte.

Bei der Einfahrt auf den Jaufenpass fiel mir auf, dass die Flachstücke beim Ötztaler eher kurz sind. Anscheinend hatte ich bergab vom Brenner zu viel gegessen, denn plötzlich war der Tritt garnicht mehr rund. Vielleicht bin ich aber einfach nur zu schnell hinein gefahren. Auf jeden Fall hatte ich ein gehöriges Motivationstief und Probleme das allgemeine Tempo zu halten. Nach einem Drittel der Passstraße ließ ich reißen, ich wollte mich ja nicht verheizen. Der Computer zeigte 150 Kilometer an. Ich hatte also noch knapp 90 Kilometer inclusive Timmelsjoch vor mir. Halleluja! Ich pendelte mich auf eine angenehme Frequenz ein und erreichte den dritten Pass besser als erwartet. Bei der Labe verpflegt ging es talwärts wieder voll zur Sache, wobei ich mich aber trotzdem gut regenerierte. Zwischen Jaufenpass und Timmelsjoch gibt es praktisch kein Flachstück, kaum ist man unten gehts schon wieder rauf. Und zwar von Beginn an mehr als knackig.

Ich nahm die ersten zwei bis drei Kilometer mit Respekt, da ich nur erahnen konnte was das Timmelsjoch zu bieten hat. Außerdem hatte sich der Jaufinger in mein Gehirn gebrannt. Trotzdem konnte ich mich nur schwer zurückhalten, als einige Heißsporne an mir vorbeifuhren. Die Tafel <Timmelsjoch 23km> mussten die wohl übersehen haben. Ich fühlte mich wieder sehr gut und schraubte mich mit dosiert druckvoller Frequenz hoch. Wenig überraschend traf ich ab der Hälfte einige "Bekannte" wieder. Teils mit Schrittgeschwindigkeit, schiebend oder mit Krämpfen in den Beinen und in der Magengegend. Hier spielten sich sportliche Tragödien ab. Wie in Trance drangsalierte ich Biancha dem Dach des Ötztalers entgegen und machte zuvor verlorene Plätze wieder gut.

Der Downhill war sensationell. Mit teilweise über 90 km/h gings Richtung Sölden. Das Ziel in 25 Kilometern, größtenteils bergab vor Augen, drückte ich den kurzen Gegenanstieg durch. Zehn Kilometer vor dem Ziel bildete sich eine Vierergruppe, in der wir alle noch relativ gut drauf waren. Der Kreisel funkionierte einwandfrei. Bei der flame rouge war ich gerade an letzter Position und beschloss, die anderen am falschen Fuß zu erwischen. Ich eröffnete den Zielsprint relativ früh von hinten heraus. Die Rechnung ging auf, und ich bog als erster dieser Gruppe in die letzte Kurve ein.

 

 

Ein letztes Mal aus dem Sattel konnte ich meine Position verteidigen und das Ziel passieren.

 

 

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass der Ötztaler ein von Anfang bis Ende perfekt organisiertes Event ist. Ein großes Lob an die Veranstalter!

Mein Dank gilt Hannes, der krankheitsbedingt leider nicht teilnehmen konnte. Als echter Sportsmann hat er die lange Reise tour/retour mitgemacht und sich als super Betreuer und Fotograf erwiesen.