Ötztaler Radmarathon 2009

Ötztaler Radmarathon 2009

Der Ötztaler Radmarathon mit Start und Zielort in Sölden forderte am 30.08.2009 von Profis und Amateuren absolute Höchstleistungen. Dieser bereits seit 28 Jahren stattfindende Radmarathon mit Start und Ziel in Sölden/Tirol ist mit seinen 238 km Länge und 5.500 Höhenmetern so schwierig, dass man nur bestens vorbereitet über die Runden kommt. 4.000 Teilnehmer bewältigen an einem Tag zwischen Nord- und Südtirol die Anstiege und jeweiligen Abfahrten aufs Kühtai auf 2.020 Meter, den Brenner auf 1.370 Meter, den Jaufenpass auf 2.090 Meter und als Highlight die Überquerung des Timmelsjoch auf 2.509 Meter über dem Meer. Durchfahren werden außerdem drei Klimazonen, die Ende August von Schneefall bis zu milden, südlichen Temperaturen alles bieten können.

Nachdem am Samstag der Regen vorherrschte und die Temperaturen in den Keller fielen, sollte laut Wetterbericht am Renntag wieder die Sonne scheinen ...

Sonntag, 04.30 Uhr: von der Sonne war zu diesem Zeitpunkt noch nichts zu sehen und vor allem nichts zu spüren – es hatte gerade mal 4 Grad …

Michl, Christoph und Horne (Horne nach 2007 bereits zum zweiten Mal), stellten sich vergangenen Sonntag der Herausforderung.

Horne: Um 04.30 Uhr läutete der Wecker, und der erste Weg war auf den Balkon, um mir die richtige Gewandpackordnung zu überlegen. Einen ausgiebigen Rad-Check führte ich schon am Vorabend durch, so musste ich in der Früh nur mehr den Reifendruck kontrollieren; um 05.45 Uhr ging es dann zum Start. Die 45 Minuten bis zum Startschuss vergingen relativ schnell (relativ schnell und immer schneller ging übrigens auch mein Puls J). Pünktlich um 07.45 Uhr war es endlich soweit. Die 4000 Teilnehmer setzten sich in Bewegung, und es dauerte ca. 20 Minuten bis der Letzte die Startmatte passierte.

Die ersten 30 km gingen zügig mit durchschnittlich 50km/h bis nach Ötz, wo der Anstieg aufs Kühtai beginnt. Mit der am Vortag montierten 27-12 Kassette konnte ich den Anstieg mit 18% Maximalsteigung mühelos in 1:07:40 h bewältigen und zahlreiche Konkurrenten überholen. Zum Glück, denn einige Zeit später kam es bei einer Baustelle bereits zu einem Stau, der die Fahrer zum Absteigen und Schieben zwang. Die Abfahrt vom Kühtai gestaltete sich erwartungsgemäß sehr kontrolliert – kein Wunder, bin heuer schon einmal ganz und einmal fast auf der Straße gelegen. Außerdem hatte ich keine Lust, eine Kuh abzuschießen.

Den Brenner hinauf bildete sich ein super Packl, mit dem ich den geschmierten Anstieg unter den top 100 in 1:10:36 h schaffte. Bergab ging es auch ganz gut, da es nicht so steil aber dafür breit und übersichtlich war.

Der Jaufenpass entpuppte sich (wie auch schon im Jahr 2007) als mein Angstgegner - eine absolute Qual! Ich brauchte 1:10:45 h und musste den Verlust einiger zuvor hart erkämpfter Plätze hin nehmen. Aber das Gefühl, „nur“ noch das Timmelsjoch vor mir zu haben, und der Blick auf die herrliche Tiroler Bergwelt ließen mich das alles FAST vergessen. Außerdem stand mir die steilste und kurvenreichste Abfahrt bevor. Das Szenario kann man sich vorstellen …

Bei der Auffahrt auf´s Timmelsjoch, wollte ich nicht an meine Grenze gehen: ich hielt das Tempo konstant, den Tritt rund und den Puls im richtigen Bereich. Das Gefühl am Dach des Ötztalers ist schon ein besonderes, nicht nur weil man weiß, dass es ab jetzt - mit Ausnahme eines kurzen Gegenanstieges - nur noch abwärts geht. Die Kletterei dauerte 2:10:40 h. Hier schaute ich nach langer Zeit wieder einmal auf die Uhr – genau acht Stunden Fahrzeit. Sollte bedeuten, dass der Kurs deutlich in Richtung unter neun Stunden ging. Die Abfahrt war ok. Nach 8:37:22 h passierte ich die Ziellinie. Knapp 35 Minuten schneller als 2007 erreichte ich Rang 328.

Danke an Evi, die mit mir die Tage davor das Ötztal rauf und runter geradelt ist, und mich am Mittwoch noch zum Zahnarzt gebracht hat. Danke auch an Robert, der mir durch unglückliche Umstände seinen Startplatz überlassen hat.

Michl: Auch ich habe am Vortag bereits sämtliche Arbeiten am Rad erledigt um am Renntag nicht unnotwendigen Stress zu haben. Hatten wir ohnehin eine ca. 15km lange Anreise von Längenfeld nach Sölden und das ist bekanntlich Stress genug!

Leider hatten Christoph und ich keinen so guten Startplatz und mussten uns somit ca. 100m hinter Horne in die Massen stellen.

Bis Ötz ging es dann recht gemütlich dahin und ich versuchte mich auf Touren zu bringen und das war bei den erwähnten 4° C nicht wirklich einfach.

Den Kühtai hinauf begleitete mich eine Menschenmauer und es war kaum Platz zum Umfallen. Mit einer Umdrehung nach der anderen versuchte ich mich an der Konkurrenz vorbei zu schummeln, was nicht wirklich einfach fiel. Recht relaxed bezwang ich den ersten Anstieg in einer Zeit von 1:14:56.

Oben angekommen füllte ich mit aller Ruhe die Flaschen und Trikottaschen auf, um mit Zusatzbalast den ersten Downhill in Angriff zu nehmen. Wie gewohnt ließ ich meinen Laufrädern freien Lauf und nur ein Rudel Kühe zwang mich einmal ordentlich in die Eisen zu steigen. Mit Vmax von 98 km/h ging es Richtung Innsbruck.

Dem Brenner begegnete ich mit Respekt, da ich diesen in meiner Vorbereitung nicht gefahren bin. Viele Stimmen sagten „am Brenner kannst deine Körner verpulvern!“ – somit ging ich es in einer Gruppe recht gemütlich an. In 1:17:07 war auch dieser dann recht schnell Geschichte und es ging wieder mit einem ordentlichen Tempo Richtung Sterzing/Jaufenpass. Ich scheute mich nicht auch in dieser Abfahrt das Tempo zu gestalten.

In bekannter Umgebung fuhr ich dann Richtung Jaufenpass. „Nur nicht zu schnell angehen“ lautete die Devise, hatten wir alle doch schon ordentliche Kilometer in den Beinen. Begleitet vom Geschwafel einiger Italiener erklimmte ich diesen Anstieg in 1:09:24. Auch dieser Berg konnte mir nicht zusetzen und gestärkt aus der Labe nahm ich die anspruchsvolle Abfahrt Richtung St. Leonhard in Angriff. Auch bei dieser Abfahrt wollte ich meine Bremsgummis nicht allzu viel strapazieren und holte somit Platz um Platz auf.

Nun baute sich der letzte Anstieg vor mir auf – das Timmelsjoch.

Nur keinen Krampf bekommen dachte ich mir und versuchte meinen Flüssigkeitshaushalt im Lot zu halten. Anspruchsvoll ging es die 28,7km auf´s Timmelsjoch. „Der Timmel hat schon viele abgeworfen“ mahnten mich einige vor dem Rennen, doch an diesem Tag konnte er mir nicht zusetzen. In 2:08:37 war er dann bezwungen und ohne viel verschnaufen ging es voll motiviert Richtung Sölden. Hatte ich doch ein weiteres Ziel – den 100er auf der langen Geraden zum Gegenanstieg zu knacken. Doch leider war an diesem Tag, der Wind Sieger.

Angespornt vom 8er der noch immer auf meiner Zeitnehmung stand, gab ich nochmals alles und nach einem letzten Zielsprint überquerte ich die Ziellinie in einer für mich Super-Zeit von 8:47:11 – somit Rang 452.

Zum Abschluss noch ein dickes Danke an Babsi, die mich wie immer tatkräftig unterstützt hat ;-)

Christoph musste am Brenner leider wegen Knieproblemen aufgeben.